Ein paar Bemerkungen zur Geschichte

Im Laufe der zweihundertjährigen Besucherepoche wurde das Objekt immer häufiger als eine “Burgruine”, ja sogar als “Raubburg” bezeichnet. Das passte dann vor allem in die spätere Massendarstellung der Denkmäler in der Zeit nach dem kommunistischen Putsch im Februar 1948, da sie mit allen religiösen Idealen der Barockzeit auf dem Kriegsfuß stand. Verständlicherweise verzichtete man auf die bisherige Bezeichnung “Einsiedlerstein”, so dass man auch im Namen keinen Bezug zum 17. und 18. Jahrhundert finden konnte.

Auf Grund dieser Darstellung wuchs dann langsam in den Augen der Besucher die Vorstellung, es handele sich durchweg um mittelalterliche Burgräume, wo ein „Waffendepot“, eine „Hungerkammer“, „Wehrgänge“ und „Rittertreppen“ nicht fehlen durften. Diese Bezeichnungen gehörten zum Romantismus des 19. Jahrhunderts, sind aber falsch, auch wenn sie in vielen Texten auch heute noch zu finden sind. In den Führungen auf der Burg und in den gedruckten Materialen wird deutlich unterschieden zwischen den mittelalterlichen Resten und den neuzeitigen, meistens Barockbauten, auch wenn die Mehrzahl der Besucher eine allgemein geltende Vorstellung von mittelalterlicher Romantik hat und eine uneinnehmbare Festung mit glänzender Ritterausrüstung erwartet.

Wenn wir uns für einen Augenblick im Mittelalter aufhalten wollen, dann ist es für die ungefähre Vorstellung der damaligen Befestigungen, Ausrüstungen, der Lebensart und der Kämpfe besser, sich nicht von dem amerikanischen Film „Excalibur“ inspirieren zu lassen, sondern vom tschechischen Film „Markéta Lazarová“. Vor allen Dingen ist es aber für das Kennenlernen und das Verständnis dieses Ortes wichtig, seine aufmerksamkeit auf die neusten Erkenntnisse zu richten und sich stärker mit der Barockzeit vertraut zu machen, deren Künstler einen ständigen Dialog mit den Naturkräften führten und deren Erbe z.B. nicht Geringeres ist, als die uns gut bekannte “bewohnbare” tschechische Landschaft. Es wäre falsch, den Menschen (und vor allem den Kindern, unseren häufigen Besuchern) ihre Sehnsucht nach Romantik zu nehmen und ihre romantischen Vorstellungen über das Leben in mittelalterlichen Burgen. Viele haben jedoch die Romantik erlebt, sind ihr entwachsen und suchen mehr die Realität, versuchen sich einzufühlen in die Epoche und die damalige Denkweise zu verstehen. Es wäre genauso verkehrt, solche Menschen in Unwissenheit zu belassen oder ihnen wiederholt bestimmte Klischees aufzudrängen.

Die für manchen wahrscheinlich überraschende Feststellung, dass die „Burg“ eigentlich ein barockes sakrales Objekt ist, muss überhaupt keine Entäuschung sein. Im Gegenteil, diese Feststellung gibt dann vielen Räumen hier einen Sinn und die Romantik ist deswegen auch nicht verschwunden. Wenn Reisende Sloup besuchen und den Felsen mit echten Felsenburgen in den Sandsteingebieten (Jestřebí, Falknštejn, Saunštejn) vergleichen, bezeugen sie sicher, dass die romantische Szenerie (so, wie wir sie heute spüren) von einfühlsamen Baumeistern des Barock noch verstärkt worden ist. Letztendlich können wir im Grossen und Ganzem ehrlich konstantieren, dass das Ergebnis der Bemühungen aller (nicht nur der barocken) Baumeister, ihrer Ideen, ihrer Begeisterung und unumstrittenen Kunstfertigkeit eigentlich ein sehr kurioses Objekt ist.